Resonanzen

Ein pasearse mit Claudia heißt, beim Gehen die Gedanken von der Leine zu lassen. Sie zwischen Orten und Worten frei herumspringen zu sehen, ihnen erstaunt zu folgen und überrascht zu sein von dem, was sie aus dem Gebüsch zu ziehen vermögen. Claudia verbindet bei den Spaziergängen Wirkliches und Erdachtes, bezieht sich auf Ereignisse und Biographien und bringt sie in ungewöhnliche, neue Zusammenhänge. Das geschieht so frei und spielerisch, dass man wieder große Lust aufs Denken und Lesen bekommt und sich schon beim Heimweg das Vertraute ein wenig anders zeigt.

Michaela Schachner

Sozusagen im Vorbeigehen, beim Spazierengehen entdecken und wahrnehmen. Bei und mit Claudia Pescatore gibt es immer etwas zu entdecken. Man wird angeregt manchmal regelrecht verführt, eine Haltung einzunehmen, die von einer gewissen Entspannung ausgeht, in der man eigentlich nichts will. Das ist im besten Fall so wie bei einer Katze, die nur scheinbar schläft, deren Sinne aber auch bei geschlossenen Augen vollste Wachsamkeit bergen. Manchmal verabreicht CP den Teilnehmern auch besonders erlesene und hochprozentige Spirituosen und auch das hilft, die oben beschriebene geistige Haltung einzunehmen. Wenn dies gelingt, muss man nichts mehr tun außer das von ihr Gesammelte und Erlesene in sich einströmen zu lassen und zu genießen.

Gerhard Gerstberger (gerstberger.org)

pasearse #6 für die Ausstellung HOTEL MAYA, aggregat M 31 war für mich eines der Highlights im ganzen Jahr. Selten habe ich mich als Gast so willkommen, verwöhnt und gleichzeitig auf so hohem Niveau unterhalten gefühlt wie an diesem Abend und zwar in jeder Hinsicht und mit allen Sinnen. Claudia Pescatore als Zeremonienmeisterin hat an diesem Abend aus dem Untergrund der Maximilianstrasse eine Mischung aus Gourmettempel, Schloss Belvedere, Literatensalon und Musik Club gemacht. (Ein paar Tage später konnte ich übrigens auf einer Wienreise als zufälliger Zaungast den Aufbau eines Banketts im Garten des „echten“ Schloss Belvedere beobachten).

Neben den köstlichen Ölen und erlesenen Tropfen, die zum Mahl gereicht wurden und Claudias geistreichem Multimediavortrag zur „Geschichte des Pavillons“, war der Abend im Maximiliansforum in jeder Hinsicht von Gastlichkeit und Ideenreichtum geprägt. So fungierten Mitarbeitende des Kulturreferats sichtlich mit Vergnügen als Mundschenke und die wärmenden (im Untergrund war es kühl!) Umhänge für die Gäste wurden zum Teil vor Ort von jungen Designern nach den eigenen Vorstellungen auf Nähmaschinen zusammengeschneidert. Das mit verschiedenen Fetten bestückte Bankett wurde dadurch mit Menschen in phantastischen, teilweise bizarren Kostümen bevölkert - ein Hauch von Peter Greenaways Film „Der Kontrakt des Zeichners“ in einer Undergroundversion. Die Ausstellung der Künstler rasso rottenfusser und Oliver Westerbarkey bot den perfekten Rahmen für das Bankett – und natürlich weit mehr als das. Das Bankett im „echten“ Schlossgarten in Wien KANN nur langweiliger gewesen sein! Es sei denn, es wäre auch von CP konzipiert worden – was meines Wissens nicht der Fall war…

Dagmar Aigner

(Kontinent Stimme)

Seit Jahren, seit vielen Jahren, meide ich jede Form von übertrieben philosophischen, sich kompliziert und kryptisch artikulierenden Ausführungen und Gedankengängen jeder Art. Und aus diesem Grund habe ich viele von CPs „Spaziergängen“ außen vor und unerlebt an mir vorbeiziehen lassen - in der Sorge, dass es dort einmal wieder „sehr schwer, sehr kompliziert“ werden könnte. In der Sorge, dass einen eine unverhoffte Bedeutungsfülle vielleicht für wenige Momente beglücke, doch mit all ihrem Bedeutungsgirlandentum dann auch be- und niederdrückt. 

Nun, … was man jedoch de facto erlebt, ist etwas ganz anderes. Etwas Erstaunliches, Ungewohntes, etwas Leichtes, Schwebendes, und ja - etwas unfassbar Anmutiges. Wenn man an die alten orphischen Sänger der Zukunft denkt, dann … dann müssen sie sich angehört haben wie bei einem „sich spazieren führen“-Lassen von Claudia Pescatore. Dann … dann ist sie solch ein orphischer Sänger vergangener, gegenwärtiger wie auch als mögliche Zukunft aufscheinender Zeiten.

Es ist ein Schweben und Verweben … ein Schweben und Verweben von Assoziationen, Gedanken, Ausblicken; - eingebunden und getragen von dem verwebten Schweben einer Stimme, Modalität und Musikalität, die sich nie und nimmer angemessen beschreiben lässt - und der man umso mehr voller Muse sich hingibt - im Augenblick. Und davon tragen (und forttragen) lässt. Es ist die Musikalität der Gedanken, der Stimme, der Stimmung, der Tempi und dazwischen eingefügter Gesänge, die etwas kaum zuvor Erlebtes schaffen - und mich mit einem unglaublich beglückenden Abend bei diesem Bankett beschenkten.

Ein Erlebnis wie das zarte, in jedem Augenblick präsente Entfalten, Entschlüpfen und auf- und davon-Fliegen eines Lepidoptera, dem man beiwohnen und von dem man sich selbst wegtragen lassen konnte.

Christopher Chris Kramatschek

(mentalscape)